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Städtebauliches Rahmenkonzept

„Der autofreie wassergebundene Platz bietet im Alltag durch eine Aufenthaltsfläche mit Wasserspiel vor der Ziegelei, sowie einen Streetsport-Platz vor dem Bürger-/Jugendhaus künftig einen zusätzlichen Mehrwert für alle Bürgerinnen und Bürger“

Städtebauliches Rahmenkonzept

Zwei Bestandsgebäude der alten Ziegelei bilden zusammen mit einem neuen Solitärgebäude an der Boxdorfer Hauptstraße drei bauliche Ankerpunkte in der Neuen Mitte von Boxdorf, in dessen Zentrum sich der Kirchweihplatz befindet. Um diesen gestärkten Kern orientieren sich einzelne verdichtete Wohnhöfe, die sich wie eine Schale um das neue Zentrum legen und die sich mit der Umgebung stadträumlich verflechten.   

Neue Mitte

Mit einer Gastronomie, Veranstaltungsräumen und Ausstellungsflächen in der Alten Ziegelei, einem Biomarkt sowie Flächen für Coworking in der bestehenden Fabrikhalle und Räumen für ein Jugendbüro und Vereine im neuen Bürgerhaus entsteht in Boxdorf eine belebte Ortsmitte. Der Kirchweihplatz wird als traditioneller Versammlungsort für den Gesamtort gestärkt und ist weiterhin multifunktional nutzbar.
Im Zentrum steht der wassergebundene Platz, der als autofreier Bereich ganzjährig als Spiel- und Treffpunkt dient. Dieser wird mit den baulichen Ankerpunkten durch einen hellen Natursteinbelag aus Dietfurther Dolomit formal zusammengeführt. Farblich bilden Natursteinbelag und wassergebundene Wegedecke mit den hellen warmgrauen Schattierungen eine Einheit.
Die Fritz – Erler Straße wird in die Neue Mitte eingebunden und alle Verkehrsteilnehmer erhalten im Shared Space – dem gemeinsamen Raum - ein gleichwertiges Miteinander.
Der autofreie wassergebundene Platz bietet im Alltag durch eine Aufenthaltsfläche mit Wasserspiel vor der Ziegelei, sowie einen Streetsport-Platz vor dem Bürger-/Jugendhaus künftig einen zusätzlichen Mehrwert für alle Bürgerinnen und Bürger. Das Wasserspiel wird niveaugleich ausgeführt.  Es entsteht eine mit Wasser benetzte Verdunstungsfläche mit einzelnen Bodendüsen in Verbindung mit einer Sitzmöglichkeit am Wasser – der Wasserbank. Insbesondere an warmen Tagen lädt dieser Ort zum Verweilen ein und ermöglicht das Erleben von Wasser auf unterschiedliche Weise. Es ist begeh-, besitz- und begreifbar.  Die Ballsportfläche und das Wasserspiel sind als fugenlos befestigte Flächen in den wassergebundenen Platz eingebunden und orientieren sich an dessen Farbigkeit. Im Festbetrieb können die Flächen einfach überbaut werden. Die Verwendung von modularem, mobilen Grün und Sitzmöglichkeiten stärkt die Aufenthaltsqualität zusätzlich, ohne die Flexibilität des Platzes einzuschränken.
Die Einzelelemente können je nach Platznutzung z.B. mit einem Frontlader mit Gabel versetzt werden und es entstehen immer wieder neue Platz- und Nutzungsstrukturen.

Wohnhöfe

Die Wohnhöfe bilden eine robuste städtebauliche Grundstruktur, die die Realisierung von Geschosswohnungsbauten und Reihenhäuser gleichermaßen ermöglicht und eine räumlich definierte Nachbarschaft bildet. Die Baukörper orientieren sich um einen gemeinschaftlichen Hof, der Raum für Begegnung, Aufenthalt und Spiel bietet. Durch Gemeinschaftsterrassen auf den Dachflächen des Geschosswohnungsbaus entstehen weitere Begegnungsräume für die Bewohner. Die Reihenhäuser erhalten kleine Privatgärten.

Je eine Tiefgarage unter einem Wohnhof nimmt die Stellplätze der umliegenden Bebauung auf. Die Tiefgarage kann durch die Anbindung einer der Geschosswohnungsbauten barrierefrei erschlossen werden. Ein zusätzlicher Treppenaufgang befindet sich in einer Laube im Hof, die auch die benötigten Fahrradstellplätze aufnimmt und die Höfe räumlich gliedert.
Die Zufahrten zu den Tiefgaragen sind außerhalb der neuen Ortsmitte angeordnet und bewirken daher ein autoarmes Quartier. 

Die Geschosswohnungsbauten bieten als zwei- bis vier-Spänner die Möglichkeit für einen attraktiven und bedarfsorientieren Wohnungsmix vom 1-Zimmer-Appartement bis zur 4-Zimmer-Familienwohnung. Der Wohnhof an der Boxdorfer Hauptstraße nimmt die Flächen für das altengerechte Wohnen auf und bietet auch dort die Umsetzung unterschiedlicher Wohnformen in einzelnen Gebäuden, die bei Bedarf miteinander verbunden werden können.   

 

Klima- und Wassermanagement

Die ökologische Quartiersentwicklung fußt auf einer Bestandsanalyse und Bewertung und daraus abgeleiteten Bausteinen für eine klimaangepasste und nachhaltige Ortsentwicklung. Hierbei spielt die grüne und blaue Infrastruktur eine besondere Rolle da diese jeweils in Wechselwirkung miteinander und mit weiteren ökologischen Schutzgütern stehen. Die grüne Infrastruktur umfasst im Quartier unter anderem folgende Bausteine: Erhalt ortbildprägender und ökologisch wertvoller Bestandsbäume und Neupflanzung von klimaresilienten Baumarten zur Entwicklung von stabilen Grünverbindungen nach Innen und Außen.
Schaffung von Pflanz- und Ansaatflächen, die neben ihrer gestalterischen und ökologischen Wirkung auch als Verdunstungs- und Staubbindeflächen fungieren. Dachbegrünungen mit Substrataufbau von mind. 30 cm in Verbindung mit Biodiversitätsbausteinen tragen ebenfalls zur Strukturanreicherung bei.
Da die anstehenden Bodenverhältnisse keine Versickerung zulassen, wurden bei der Planung der blauen Infrastruktur unterschiedliche Retentionsmöglichkeiten eingebunden. Einzelne Kleinflächenretentionen, die sukzessive umgesetzt werden, können einer Belastung des Kanalsystems entgegenwirken und vermeiden durch Verdunstung die Entstehung von Hitzeinseln.
Im öffentlichen Raum der neuen Mitte ermöglichen Verdunstungsbeete in Verbindung mit Baumrigolen eine Regenwasserrückhaltung. Das überschüssige Wasser wird über einen Drosselabfluss verzögert abgeführt. Dies ermöglicht eine Nutzbarmachung des Wassers für die Baumpflanzungen und die Pflanzbeete bei gleichzeitiger Wasserspeicherung. Die etwas vertieft angelegten Beete dienen gleichzeitig als Pufferflächen bei Starkregenereignissen.
Der Streetsportplatz kann aufgrund der natürlichen Geländeneigung ebenfalls als Ausbreitungsfläche bei Extremwetterereignissen konzipiert werden. (Stichwort Überflutungsvorsorge).

Das Wasserspiel mit flächigem Wasserfilm und einzelnen Bodendüsen kühlt Teilbereiche des Platzes auch in starken Hitzesommern und erhöht ein angenehmes Kleinklima und damit die Aufenthaltsqualität.
Im Bereich der Wohnhöfe bieten Retentionsdächer auf den Geschoßwohnungsbauten die Möglichkeit der Wasserrückhaltung. Diese ist auch auf den Tiefgaragendecken denkbar, um einen Drosselabfluss zu ermöglichen.
Ergänzt wird dies durch Regenwasserzisternen, die der Bewässerung der Gemeinschaftsgärten dienen. 
Die umfassenden Dachbegrünungen, Grünbereiche und teilversiegelten Beläge bewirken bei der städtebaulichen Entwicklung eine Erhöhung der vollversiegelten Flächen nur um rund 12%. Die Flachdächer der Geschosswohnungsbauten werden als Gründächer in Kombination mit Photovoltaik ausgebildet und halten das anfallende Regenwasser zurück.

Gebäudematerialität, Nachhaltigkeit und Energie

Wie auch die beiden Bestandsgebäude erhält das Bürgerhaus eine Ziegelfassade und eine differenzierte Dachlandschaft aus Satteldächern. Die Wohnungsbauten werden in Holzbauweise ausgeführt und erhalten eine Verschalung aus stehenden Holzlatten. Durch die giebelständigen Satteldächer (dachintegrierten PV-Anlagen) der Reihenhäuser entstehen klar ablesbare Gebäude innerhalb der verdichteten Einfamilienhausbebauung. 

Die Ausrichtung der Wohnungsgrundrisse und die Nutzung der Dachflächen für Photovoltaik und Sonnenkollektoren runden das Konzept eines flächen- und energiesparenden Quartiers ab.

Der heimische Naturstein der neuen Mitte erlaubt kurze Transportwege und kann in ungebundener Bauweise jederzeit wieder aus- und umgebaut werden.

Abschnittsweise Realisierung und Vermarktung

Eine Abschnittsweise Realisierung vom Kern, über das Altenwohnen an der Boxdorfer Haupstraße bis zu den südlichen Wohnhöfen ermöglicht eine sukzessive Entwicklung des Quartiers und die Neupflanzung von Bäumen vor der notwendigen Entnahme von Grünbeständen. Dadurch kann ein quartiersbezogener Grünausgleich während der Umsetzungsphase sichergestellt werden.

Jeder Wohnhof stellt ein in sich funktionierendes Mikroquartier mit zugehörigen Freiflächen und Parkierungsanlagen dar. Die Grundstücke der Wohnhöfe lassen sich bei Bedarf zusätzlich in einzelne Parzellen  aufteilen, wobei die Tiefgarage einem der Geschosswohnungsbauten zugeschlagen wird und die Stellplätze für die Reihenhausbebauung per Sondernutzungsrecht umgesetzt werden können. Die Reihenhausgrundstücke können grundsätzlich real geteilt und veräußert werden.

 
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