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Das Spannungsfeld um die „grüne Mitte“

“Das Spannungsfeld um die „grüne Mitte“ wird durch eine bewusste Verdichtung erreicht, indem man die umliegenden Strukturen an den Rändern unterschiedlich weit in das Wettbewerbsareal hineinfließen lässt und somit den Schwerpunkt- die neue grüne Mitte- noch spürbarer macht.”

DIE GRUNDIDEE

Die Potentiale des Ortes in Abgleich mit den Anforderung aus der Ausschreibung haben ergeben, dass die wichtigsten öffentlichen Hauptnutzungen aus dem Raumprogramm in der vorhandenen Bausubstanz verortet werden können und dadurch, in Verbindung mit den ergänzenden Neubauten bereits eine erdgeschossige Nutzung gegeben ist, die ganzjährig den öffentlichen Raum mit Leben füllt. Es werden ganz bewusst alle markanten Bestandsgebäude erhalten.

Gerade die zur Diskussion gestellte Halle im Westen des Areals wird zur neuen Markthalle und hat durch den bereits vorhandenen Raum vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten. Es gibt europaweit Referenzen für gelungene Revitalisierungen, wie z.B. die „Markthalle Neun“ in Berlin.

Das Spannungsfeld um die „grüne Mitte“ wird durch eine bewusste Verdichtung erreicht, indem man die umliegenden Strukturen an den Rändern unterschiedlich weit in das Wettbewerbsareal hineinfließen lässt und somit den Schwerpunkt- die neue grüne Mitte- noch spürbarer macht.

 

STÄDTEBAULICHE SETZUNG

Das zentrale Element der städtebaulichen Setzung ist der grüne Anger, der die Boxdorfer Hauptstraße mit der alten Ziegelei verbindet. Hier entsteht eine Dorfwiese, die als grüner Treffpunkt für die neue Mitte Boxdorf dienen soll. Der Anger prägt zusammen mit der Ziegelei, der Bestandshalle im Westen und dem neu entstehenden Bürgerforum den Charakter des Quartiers. Der Erhalt der Werkshalle bietet die Möglichkeit Kleingewerbe und einen Biosupermarkt in zentraler Lage anzubieten. Das Quartiershaus steht als charaktergebendes Element an exponierter Lage an der Boxdorfer Hauptstraße und dient somit als Blickfang, der den grünen Anger einleitet. Die Blickachse zum denkmalgeschützten Gebäude in der Boxdorfer Straße 18 bleibt erhalten. Der neue eigenständige Baukörper tritt obgleich seiner markanten Erscheinung nicht in Konkurrenz.

DIE ZIEGELEI

Die alte Ziegelei wird in der äußeren Gestalt und Masse erhalten und revitalisiert. Sie erhält mit der Verortung des Jugendbüros und einer multifunktionalen Veranstaltungsfläche neue und attraktive Nutzungen. In Zukunft können neben der Anlaufstelle für Jugendliche dort auch kleine Konzerte, Ausstellungen oder Events von Anwohnern oder Firmen stattfinden.

 

DIE MARKTHALLE

Die Halle nordwestlich der Ziegelei bleibt ebenfalls erhalten und wird zum Anlaufpunkt für Nahversorger. Die Reparatur der Fassade und der Rückbau der Hallenkonstruktion auf sein ursprüngliches Erscheinungsbild wird zusammen mit der Ziegelei ortsprägend sein. Neben einem Bio-Supermarkt werden dort weitere kleinere Nahversorger, wie z.B. Frisör, ein Kiosk und eine Eisdiele verortet.

 

DAS QUARTIERSHAUS

Die Fassung des Platzes wird komplettiert durch einen Neubau: „Das Quartierszentrum“.

Der Neubau zeichnet sich ebenfalls durch eine eigenständige architektonische Sprache aus und kommuniziert durch Formsache, Höhe und Materialwahl mit der alten Ziegelei sowie der Markthalle. Zukünftig finden die Anwohner dort ein „Bürgerbüro light“, Besprechungsräume, sowie eine Gästewohnung für offizielle Gäste oder auch den Besuch im Betreuten Wohnen.

Unaufgeregt, aber klar in der Abgrenzung wird die grüne Mitte im Osten von den C-Bauten eingefasst. Hier werden im Erdgeschoss Büronutzungen und ein neues Konzept von „Home-Office-Working Spaces“ angeboten.

Arbeitsplätze und Meeting-Gelegenheiten ersetzen das oft fehlende Arbeitszimmer in den vielen Häusern und Wohnungen in und um Boxdorf herum und bieten die Lösung für diese neue Herausforderung und starke Nachfrage im Alltag.

 

KIRCHWEIHPLANUNG

 

An 5 Tagen im Juli ist die grüne Mitte zugleich der Austragungsort der Boxdorfer Kirchweih. Die Proportionen des Platzes werden unterteilt durch Baumpakete, die sich während des Festbetriebs südlich des Festzeltes befinden und wie selbstverständlich den Bereich des Zeltes in den Außenraum erweitern. Es entsteht hierdurch das traditionelle fränkische Bild des „Biergartens unter den Linden“.

In den erdgeschossigen Nutzungen der Gebäude um den Festplatz herum, werden Synergien genutzt und die ganzjährig vorhandenen Sanitär-Räumlichkeiten für die Besucher der Kirchweih genutzt. Ebenso werden an diesen Tagen in den Räumlichkeiten die Anlaufstellen für Fest-, Fundbüro und Erste Hilfe untergebracht, so dass die vorhandene Infrastruktur optimal und kosteneffizient genutzt werden kann.

Die grüne Mitte ist mit einer schnell regenerierenden Flora geplant und ist im Untergrund über die gesamte Fläche mit Rigolen versehen, so dass die gesamte Fläche wie ein Schwamm wirken kann und wichtiger Bestandteil des zukünftigen Ökosystems wird.

LEITGEDANKE

Zwei Häuser verbunden über gemeinsame Nachbarschaftshöfe, Gärten und Wege, welche sich halböffentlich zur Umgebung präsentieren und dadurch zum gemeinsamen Treffpunkt und Verweilen einladen sollen.

WOHNUNGSANGEBOT

Der Entwurf bietet eine sozial gut durchmischte und lebendige Wohngemeinschaft. In den beiden U-förmigen Gebäuden ist der vorgesehene Wohnungsmix von 1- bis 6-Zimmerwohnungen (Singles bis Wohngemeinschaften für Senioren) wirtschaftlich und mit hoher Qualität umgesetzt.

Es soll ein sozialgemischtes Quartier mit lebendiger Vielfalt entstehen. Beide Wohngebäude sind mit Laubengangerschließung gelöst und minimieren so die Anzahl an Treppenhäusern und Aufzügen aus wirtschaftlichen Gründen auf die Mindestanforderungen.

 

STÄDTEBAU

Die Bebauung in Boxdorf, rund um den neuen, grünen Anger (Dorfwiese) wird durch die bestehende städtebaulichen Strukturen bestimmt, die sich zum einen als kleinteilig erweist aber auch im Süden durch Reihenstrukturen bestimmt wird. Im Norden der Boxdorfer Hauptstrasse ergeben sich durch traufständigen Bebauungen Bereich mit Vorder- und Hinterhäusern, die eine C-förmige Struktur ergeben. Darauf wird mit einer Aufteilung der Entwurfs-Volumens der beiden Gebäude reagiert, um eine angemessene Lösung und Einbindung in die Körnigkeit des Ortes zu schaffen. Die beiden C-förmigen Wohngebäude orientieren sich sowohl zum Anger wie auch zu den dahinter liegenden Nachbargrundstücken. Die Höfe der beiden Gebäude öffnen sich nach Osten und bilden nach Westen eine Fassade mit Eingangsbereich im Erdgeschoss zum Anger aus. Durch die so entstehenden vier Kopfbauten zu den dahinter liegenden Nachbargrundstücken gliedert sich die Bebauung natürlich in die Struktur ein, schafft eine klare Ausbildung zum Anger und wahrt die Größenverhältnisse des Ortes.

GEBÄUDEABSCHNITTE

Der Entwurf ist in zwei Abschnitte geteilt, wobei der nördliche Abschnitt etwas größer ist als der südliche. Beide sind durch eine Tiefgarage verbunden, in der sowohl die Stellplätze der C-Bauten und zum Teil der dahinter liegenden Reihenhäuser untergebracht sind. Auch einen Anteil an Stellplätzen für die Sozialbüros im Erdgeschoss sind vorhanden. Im ersten Abschnitt werden ca. 20 barrierefreie Wohneinheiten, teilweise rollstuhlgerecht, vorgesehen. Der verbindende Weg im Erdgeschoss als Laubengang und die Freianlagen des Grünhofes verbinden die Abschnitte untereinander und innerhalb. Die Erschließung beider Abschnitte ist durch die Nord-Süd-Achse entlang des Laubenganges leicht ablesbar. An der zentralen Achse befindet sich jeweils im direkten Eingangsbereich der Häuser ein Treppenhaus und ein Aufzug zur vertikalen Erschließung. Im Erdgeschoss ergeben sich vor allem die Sozialen Büros, aber auch Möglichkeiten von kleinen bis mittleren Gewerbeeinheiten, die sowohl über den Anger, als auch über den Laubengang erschlossen werden.

 

BAUWEISE UND NACHHALTIGKEIT

Die Massivbauweise wird monolitisch mit wärmegedämmten Hochlochziegeln im Bereich der Außenwände ausgeführt. Der Verzicht auf ein Wärmedämmverbundystem und zugleich die Verwendung von Recyclingbeton für statisch notwendige und aussteifende Wände, trägt zu einem Ressourcen schonenden Umgang mit Baustoffen bei.

Auf die Verwendung von ökologischen, emissionsarmen Baustoffen wird im Allgemeinen bei allen Gewerken geachtet.

Für eine ausgewogene Belichtung aller Wohnungen sind diese mit großzügigen Fensterflächen nach Osten, Süden und Westen orientiert. Dreifachverglasung der Fenster und vollständiges Verschatten mit außenliegender Sonnenschutz dient als Grundlage für den sommerlichen Wärmeschutz.

Die Materialität der Fassaden schafft durch hellen gewaschenen Sichtbeton, Ziegel und Glas einen hohen Wiedererkennungswert in der Gemeinde Boxdorf. Zusätzlich prägend für die Fassaden sind die auf den Dächern angeordneten Dachterrassen, welche als individuelle gemeinschaftliche Außenräume der Wohneinheiten zu sehen sind. Die gänzlich optimierte Gebäudehülle verbindet somit einen langen Gebäude-Lebenszyklus mit guten wärmetechnischen Eigenschaften, minimierter Herstellungsenergie und einem hohen Maß an Recyclingfähigkeiten, was zur ökologischen Nachhaltigkeit der Gemeinde beiträgt.

Das anfallende Regenwasser der Dächer und Plätze wird zentral in Speichervolumen unter dem grünen Anger - ähnlich der Funktion eines Schwamms- gesammelt und steht als Ressource dem Gebiet zur Verfügung. Hierdurch wird zugleich auch eine Lösung im Umgang mit immer häufiger auftretende Starkregen-Ereignissen gefunden.

 Mobilität und ruhender Verkehr  

Die nach Stellplatzsatzung geforderte Anzahl an Stellplätze werden für die C-Förmigen Gebäude mit Mischnutzung und das betreute Wohnen weitgehend in der Tiefgarage nachgewiesen. Die Zufahrt der Tiefgarage für die C-Gebäude befindet sich -auch für Besucher leicht auffindbar - an der Boxdorfer Hauptstraße und garantiert so kurze Verkehrswege an der Hauptachse der Gemeinde. Für die ortskundigen Nutzer der Tiefgarage des Betreuten Wohnens wurde die Einfahrt nach Süden von der Hauptverkehrsader entfernt gelegt um diese zu entlasten. Geplant sind barrierefreie Stellplätze in unmittelbarer Nähe zum Erschließungskern mit Aufzug, um eine leichte Erreichbarkeit sicherzustellen. Im Bereich der Doppel- und Reihenhausbebauung werden die Stellplätze oberirdisch als Carports mit begrünten Dächern angeboten.

Fahrradstellplätze und Kinderwagenabstellmöglichkeiten bestehen ebenerdig in den Eingangsbereichen und werden in ausreichender Anzahl nachgewiesen.

Des Weiteren besteht die Möglichkeit, in den beiden Hofbauten einen gemeinschaftlichen Reparaturbereich für alle Bewohner - nicht nur der neuen Bebauung- und E-Bike-Sharing-Plätze mit dazu gehörenden Ladestationen für E-Bikes einzurichten.

 
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