Schellenberg + Bäumler Architekten

 

Neue Mitte Boxdorf - gemeinschaftlich, nachhaltig, grün

„Wo zwei oder mehr Menschen zusammenkommen entsteht Gemeinschaft. Dieser Gedanke prägt das städtebauliche sowie das architektonische Konzept des Entwurfes in vielerlei Hinsicht.“

So sollen die Neubauten nicht nur untereinander als Einheit erkennbar sein, sondern sich auch in die vorhandene Bebauung einfügen. Nicht abgrenzen, sondern verbinden. Die Gebäude gruppieren sich um grüne Höfe und schaffen eine ausgewogene Mischung aus öffentlichen, halböffentlichen und privaten Bereichen, was das Gemeinschaftsgefühl der Bewohnerinnen und Bewohner stärken soll und ein kommunikatives Miteinander fördert. Erschlossen werden die Wohnhöfe über die bestehenden Straßen. Die Anger selbst sind autofrei und feinmaschig untereinander sowie mit den Nachbarschaften über Fuß- und Radwege vernetzt. Der ruhende Verkehr wird in Tiefgaragen untergebracht.

Der neue Kirchweihplatz bildet in zentraler Lage und funktional als zentraler Ort das Bindeglied zwischen den Gebäuden des Bestandes und dem neuen Quartier. Er ist das Herz und der zentrale Kommunikationsraum. Als multifunktionaler Begegnungsort wird er zur neuen Mitte von Boxdorf. Die bestehende Villa und die ehemalige Ziegelei werden in das Quartier integriert und bilden baulich sowie funktional identitätsstiftende Akzente. Bezüge zur Geschichte des Ortes werden erlebbar.

Ein smartes Wärmenetz 4.0 mit Nutzung solarer Energiegewinne, der geringe Versiegelungsgrad, die kompakte Bauweise mit solaroptimierter Ausrichtung, die starke Durchgrünung sowie die Retentionsflächen zur Verdunstung der Niederschlagswasser sorgen für ein klimaoptimiertes Quartier mit kurzen Wegen und bioklimatischen Komfort.

Nach dem Motto „Nutzen statt Besitzen“ sichert ein Mobilitätskonzept mit Sharingangeboten, gesteuert über eine QuartiersApp, die notwendige Mobilität über das Quartier hinaus.

Der prägende Baumbestand ist eine kostbare Ressource. Er wird erhalten und zum Ziegelei-Garten sowie zum Wilden Garten mit hoher Biodiversität. Grüne Zimmer als übergeordnete Bezugsräume und Kälteinseln, ganz ähnlich dem Fischweiher-Garten, entstehen so zwischen den einzelnen Wohnhöfen.

 

Gebäudetypologie: Modellquartier mit verschiedenen Typologien, breitem Wohnungsmix und Nutzungsvielfalt in den Erdgeschosszonen

Zum Erreichen der Ziele der Nürnberger Wohnungspolitik - Vielfalt der Wohnformen und soziale Mischung - bietet das Konzept einen stabilen Rahmen, der eine Änderung des Wohnungsschlüssels verarbeiten kann. Die Mischung verschiedener Typologien erzeugt ein Spektrum, das individuell auf die Nachbarschaft angepasst und für unterschiedlichste Alters- und Bevölkerungsgruppen konzipiert ist. Alle Grundrisse der Wohnungen sind zu den Freiräumen orientiert. Zum Hof hin geöffnete Erschließungsbalkone und erdgeschossige Gemeinschaftsräume führen den Gedanken des Gemeinschaftlichen vom Städtebau in den Hochbau weiter und ermöglichen lebendige Nachbarschaften. Der hohe Vorfertigungsgrad der modular aufgebauten Gebäude in Hybridbauweise ermöglicht kurze Bauzeiten bei gleichzeitig hoher Flexibilität der Grundrissgestaltung.

 

Freiraum: Charaktervolle Freiräume als qualitätsvolles Rahmengerüst - Erhalt und Integration des Baumbestandes - sowie üppige Vegetation und Verdunstungsflächen in den Höfen für optimales Mikroklima

Auf dem Kirchweihplatz setzten die bestehenden Bäume Fichte, Esche und Weide authentische Akzente. Zudem kann die Fichte alljährlich als Weihnachtsbaum geschmückt werden. Die Baumgruppen um die ehemalige Ziegelei und im Westen des Quartiers werden zum Ziegelei-Garten und Wilden-Garten. Sie bilden mit der üppigen Vegetation grüne Zimmer sowie ähnlich dem Fischweiher übergeordnete Bezugsräume. Als schattige Kälteinseln tragen sie positiv zum Mikroklima im Quartier bei. Zudem leisten sie einen wichtigen Beitrag zur Biodiversität. Die Höfe mit Obstbäumen bilden grüne Lichtungen. Sie dienen sowohl als Verdunstungsflächen des Niederschlagswassers als auch als Orte der Gemeinschaft, der Kommunikation und des Spielens. Alle Grün- und Freiräume bilden gut miteinander vernetzt eine grüne Infrastruktur. Die offene Bauweise sorgt für eine optimale Durchlüftung des Quartiers. Gemeinsam mit den hellen Belägen des Bodens, den hohen Grad an Grün- und Verdunstungsflächen wird auf natürliche Weise sommerlichen Hitzestress entgegengewirkt.

 

Erschließung: autofreie Teilquartiere mit innovativen Mobilitätskonzept - im Fokus Lebensqualität

Die Erschließung über den MIV erfolgt ausschließlich über die bestehenden Straßen. Es werden KEINE neuen Straßen geplant. Die Gebäude der autofreien Höfe werden über Wohnwege erschlossen. Sie sind feinmaschig miteinander vernetzt. Der ruhende Verkehr wird in drei leistungsfähigen Tiefgaragen untergebracht. Zentrale Zu- und Ausgänge für die Bewohnerinnen und Bewohner befinden sich in den Häusern bzw. zentral gelegen in den Höfen. Die Zu- und Abfahrten liegen unmittelbar an der Boxdorfer Hauptstraße, der Fritz-Erler-Straße und der Hugo-Haase-Straße.

Ebenerdige Besucherstellplätze in ausreichender Anzahl u. a. für den Nahversorger und das Bürgerzentrum befinden sich in Parkbuchten entlang der Fritz-Erler-Straße. Bäume betten die Parkierungsflächen ein und gliedern diese. Die Fritz-Erler-Straße in ihrem bestehenden Verlauf wird zum verkehrsberuhigten Bereich umgewidmet.

Ladestationen für E-Mobilität beziehen den Strom aus den Solaranlagen. Selbstverständlich gibt es auch Steckdosen für Elektrofahrräder an den Fahrrad-Abstellplätzen. Die Fahrräder werden in unmittelbarer Nähe zu den Hauseingängen in überdachten Nebengebäuden untergebracht.

 

Mobilitätskonzept: Nach dem Motto „Nutzen statt Besitzen“ bietet ein zukunftsorientiertes Mobilitätskonzept, über eine smarte QuartiersApp gesteuert, Sharing-Angebote für E-Autos, Pedelecs und Lastenräder. Die Sharingangebote, kurze Wege für alltägliche Besorgungen, Synergieeffekte zwischen Pflegepersonal und EOF-Wohnen sowie eine gute ÖPNV-Anbindung lassen eine Reduktion des städtischen Stellplatzschlüssels zu. Die Flächen für den ruhenden Verkehr in den Tiefgaragen wird sich dadurch deutlich reduzieren, so dass ggfs. eine Quartiersgarage ausreichen wird.

Sollten bedingt durch ein geändertes Mobilitätsverhalten nach der Realisierung PKW-Stellplätze in der Tiefgarage frei werden, können diese z. B. durch die Montage von Fahrradständern einfach und schnell umfunktioniert bzw. zu vermietbaren Lager- und Werkstattflächen bzw. zu einer Stellplatzbörse u.a. für Anwohner bzw. als Storage-System umgenutzt werden.

 

Nachhaltigkeit: Klimaoptimiertes Modellquartier - Plusenergiehaus

Heizung: Das energetische Konzept umfasst Photovoltaikanlagen, ein lokales Nahwärmenetz mit Wärmepumpen, eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung, Ladestationen für Elektrofahrzeuge sowie ein Beleuchtungskonzept mit LEDs und ein ausgeklügeltes Dämmsystem. Die Wärmeversorgung erfolgt ausschließlich über die Grundwasserwärme. Mit der Wärme, die dem Grundwasser über Wärmepumpen entzogen wird, werden die Nutzflächen der Gebäude beheizt. Der für die Wärmepumpe benötigte Strom wird auch im Winter durch die Photovoltaikanlagen erzeugt. Mit einer Kilowattstunde Solarstrom produziert das System mit der Wärmepumpe fünf Kilowattstunden 100 % erneuerbare Wärme. Da die Leistung der Photovoltaikanlagen auf dem Dach auch im Winter ausreicht, um alle Wärmepumpen zu betreiben, sind die Gebäude nach Einbau von Stromspeichern auch hinsichtlich der Wärme das ganze Jahr über energieautark. Die Wohnungen sind weitestgehend mit Fußbodenheizungen ausgestattet. So können Niedertemperatur-Heizsysteme gewählt werden, die eine optimale Effizienz der Wärmepumpen gewährleisten. Das System kann im Sommer auch zur Kühlung verwendet werden. Durch die Fußbodenheizung und die Heizkörper wird dann kaltes Wasser geleitet. Alle Gebäudeteile erreichen den Passivhausstandard. Die Hofanlagen mit Speichern und Photovoltaik bewirken den Plusenergiestandard.

Warmwasser: Die Warmwasserbereitung erfolgt über Luft-Wasser-Wärmepumpen, welche der Umgebungsluft über einen Wärmetauscher Wärme entziehen und diese an die bestehenden Heizungs- und/oder Warmwasserkreisläufe abgeben.

Wärmerückgewinnung: Eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung versorgt die Gebäude mit Frischluft, ohne spürbare Wärmeverluste zu erzeugen. Die Wärme aus der „verbrauchten“ Luft wird wiederum dem Heizkreislauf zugeführt.

Solaranlagen: Auf den Dächern der Gebäude gibt es Photovoltaikanlagen (Kristallin). Die Dächer sind unterschiedlich ausgerichtet, nach Süden, Osten und Westen. Somit gibt es keine Spitze in der Solarstromproduktion, sondern eine gute Verteilung über den Tag hinweg. Die Photovoltaikan-lagen versorgen alle Nutzgebäude sowie die Elektroladestationen und die Wärmepumpen mit Strom. Der verbleibende Solarstrom wird ins Netz eingespeist.

Die Maße der Paneele wurden so gewählt, dass sie sich passgenau ins Dach integrieren. Sie sind vollflächig direkt auf die Dachunterkonstruktion aufgebracht, ohne den Einsatz von Ziegeln. Lücken werden durch entsprechend raffinierte Details bei den Blechnerarbeiten geschlossen. Als wasser-führende Schicht dient das Blech der Unterkonstruktion. Durch die Unterkonstruktion ist auch die Hinterlüftung der PV-Anlagen sichergestellt, die bei klassischen In-Dach-Systemen häufig für Überhitzungen sorgen. Die in die Dächer integrierten Photovoltaikanlagen mit Speichereinheit liefern mehr Energie als die Bewohnerinnen und Bewohner - sowie die Luft-Wasser-Wärmepumpe, die für warmes Wasser und warme Wohnungen sorgt - benötigen.

Stromspeicher: Der überzählige Strom soll zukünftig in Blei-Säure-Akkus im Keller gespeichert werden. So kann der Strom des Tages auch in der Nacht verbraucht werden. Der darüber hinaus überzählige Strom wird weiterhin ins Netz eingespeist.

Dämmung: Die Gebäude werden mit einer Wärmedämmung von 24 cm versehen. Die Fenster sind dreifach verglast. Um beim Bau möglichst wenig CO2 zu erzeugen, wird auch bei den Materialien auf eine gute CO2-Bilanz geachtet. So wird bspw. die Dämmung mit Zellulose ausgeführt, welche als loser Dämmstoff in die Fassadenkonstruktion geblasen und gepresst wird. Der Zellulose-Dämmstoff wird aus altem Zeitungspapier gefertigt. Die Dämmwirkung der Zellulose ist vergleichsweise gut (Wärmeleitfähigkeit 0,040-0,045 W/(mK). Der Energiebedarf bei der Produktion ist gering, und auch die Kosten für die Zellulose-Dämmung sind im Vergleich zu anderen Naturdämmstoffen niedrig.

Quartiers-App: Netzwerk für eine moderne Nachbarschaftlichkeit

Eine intakte Community und ein aktives Miteinander sind Grundvoraussetzungen für eine gute Nachbarschaft. Moderne Kommunikationsmittel leisten dazu einen wertvollen Beitrag. Aus diesem Grund wird eine Quartiers-App entwickelt, die den Bewohnern das Leben erleichtert. Sie ist ein soziales Netzwerk, das die Kommunikation untereinander ermöglicht. Die Teilnehmer können Gruppen bilden und gemeinsame Aktivitäten koordinieren. Ein Kalender informiert über Veranstaltungen. Über die Quartiers-App erhalten die Bewohner Zugang zum Buchungssystem, z. B. des Carsharings und der E-Bikes. Außerdem bietet die App eine Leih- und Verleihbörse sowie eine Paketannahme. Darüber hinaus dient sie dem übergeordneten Energiemanagement. Individuelle Verbrauche und Gewinne des vernetzten Energieversorgungs-Systems werden angezeigt und dem Gesamtverbrauch gegenübergestellt. Das eigene Verbrauchsverhalten kann damit gesteuert und so Anreize zum Energiesparen geschaffen werden.

 
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