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Nachhaltiges und kommunikatives Quartier

“Dessen identitätsstiftenden Blick- und Mittelpunkt bildet das alte Ziegeleigebäude, das bei Betreten des Quartiers von der Hauptstraße aus sofort sichtbar ist. Die neuen Baukörper bilden eine Kombination aus ortstypischen zweigeschossigen Gebäuden mit Satteldächern mit einem Kniestock zur optimalen Nutzbarkeit.”

STÄDTEBAU

Die klassische Hofstruktur eines Dorfkerns in seiner typischen Körnung wird aufgegriffen und neu interpretiert, um ein nachhaltiges und kommunikatives Quartier zu schaffen. Höfe und Kammstrukturen als Baukörpergruppierungen ordnen sich an dem neu geschaffenen multifunktionalen Platz an. Dessen identitätsstiftenden Blick- und Mittelpunkt bildet das alte Ziegeleigebäude, das bei Betreten des Quartiers von der Hauptstraße aus sofort sichtbar ist. Die neuen Baukörper bilden eine Kombination aus ortstypischen zweigeschossigen Gebäuden mit Satteldächern mit einem Kniestock zur optimalen Nutzbarkeit und zwei- bis dreigeschossigen Gebäuden mit begrünten Flachdächern. Diese Geschossigkeit lässt eine kleine private Innenhofstruktur und außerhalb der Höfe großzügige kommunikative Bereiche zu. Die Baukörperstellung entlang der Boxdorfer Hauptstraße wechselt bewusst zwischen Giebelständigen und Gebäuden mit Flachdächern, um die Traufständigkeit der gegenüber liegenden Straßenseite aufzulockern. Die Wohnhöfe im Westen und Süden nehmen die Richtung angrenzender Baukörper auf, brechen aber mit der Hofstruktur diese wieder auf. Sechs Baufelder gliedern das Wettbewerbsgebiet in Hausgruppen mit jeweils eigener Identität.

 

NUTZUNGEN

WOHNHOF FÜR SENIOREN MIT INFRASTRUKTUR:

Im Nordwesten des Quartiers entsteht um einen Klimawald angeordnet ein Wohnhof für Senioren und nördlich die dazugehörige Infrastruktur. Die Tagespflegeeinrichtung gliedert sich hier ein und lässt Synergieeffekte zu. In den Oberge-schossen sind weitere Seniorenwohnungen untergebracht.

BIOMARKT UND DIENSTLEISTUNGEN:

An der Boxdorfer Hauptstraße im Osten der sozialen Einrichtungen gibt es einen Biosupermarkt, der sowohl für die Bewohner des Quartiers als auch für die anderen Bewohner auf kurzem Weg erreichbar ist. In den beiden Obergeschossen sind Arztpraxen und medizinische Dienstleistungen z.B. Physiotherapie vorgesehen.

„OBERER KAMM“:

Der Kamm nördlich des Dorfplatzes mit der sozialen Einrichtung im Erdgeschoss an der Boxdorfer Hauptstraße und den gastronomischen Angeboten mit Außenflächen zum Dorfplatz, bildet das funktionale Entree zum neuen Quartier. In den Obergeschossen ist geförderter Wohnungsbau untergebracht.

„UNTERER KAMM“:

Der zweite Kamm östlich des Dorfplatzes ist ein multifunktionales „Kreativ-Quartier“ aus Laden-, Werkstatt- und Atelierflächen sowie Co-Working-Spaces im Erdgeschoss, zum Dorfplatz orientiert. Diese Flächen können ins Obergeschoss erweitert oder auch für Wohnen und Arbeiten genutzt werden. In den dreigeschossigen Baukörpern mit Satteldach sind im EG und OG vom Innenhof aus erschlossene Gartenhofhäuschen untergebracht, die ebenfalls bei Bedarf Flächen im Dachgeschoss zuschalten können. Alternativ befinden sich darüber in den Dachgeschossen Flächen zum Wohnen und Arbeiten.

ALTE ZIEGELEI:

Die alte Ziegelei bleibt DAS identitätsstiftende Gebäude in Anlehnung an die ursprüngliche Nutzung - der Mittelpunkt des neuen Quartiers. Hier entsteht ein sozialer Treffpunkt mit öffentlichen Nutzungen wie dem Bürgercafé und dem Jugendbüro. Es gibt Gemeinschaftsräume und eine Fahrradwerkstatt. Im historischen Dachstuhl im Obergeschoss kann der Bürgersaal untergebracht werden. So gibt es für alle Bewohner eine Möglichkeit, sich dieses Gebäude anzueignen und mit ihm zu leben.

WOHNHÖFE IM SÜDEN:

In den beiden Wohnhöfen im Süden des neuen Quartiers mischen sich freifinanzierter und geförderter Wohnungsbau mit verdichteten Einfamilienhäusern. Im Geschosswohnungsbau findet sich ein zuschaltbares Zimmer, der „Raum+“, der zu zwei verschiedenen Wohnungen wahlweise zuschaltbar ist. Den Abschluss bildet am Giebel der Geschoßwohnungen ein „Haus im Haus“ auf drei Ebenen, in Ost-West-Richtung durchorientiert. Direkt angegliedert finden sich in Nord-Süd-Ausrichtung die verdichteten Reihenhäuser auf kleinen Grundstücken (ca.135m²), die je nach Bedarf der Nutzer zwei- bis dreigeschossig mit einem zusätzlichen Zimmer auf dem Flachdach ausgebildet werden können. Sie haben kleine Gärtchen im Erdgeschoss und begrünte Dachterrassen. In den Reihenhauszeilen gibt es jeweils eine barrierefreie „Schaltachse“, entweder als Ein-Zimmer-Apartment oder als Co-Working-Space genutzt oder auch wahlweise zugeschaltet zu den angrenzenden Wohneinheiten. Es kann ein pflegebedürftiges Familienmitglied aufgenommen werden.

Im nördlichen Winkel im dreigeschossigen Teil des Gebäudes mit Satteldach befinden sich geförderte Geschoßwohnungen auf allen Ebenen. In den Eckbereichen am Treppenhaus sind Technikräume als Wärmeübergabestation für die Beheizung der Gebäude untergebracht. Nach Norden gibt es Gruppenräume. Im EG befinden sich in beiden Gebäuden je zwei rollstuhlgerechte Wohnungen.

EINZELGEBÄUDE IM SÜDOSTEN:

Dieses freistehende Wohngebäude im frei finanzierten Wohnungsbau, kann in unterschiedlichen Varianten genutzt werden. Wohnungen können zusammengeschlossen werden für Mehrgenerationen-Wohnen, Wohngemeinschaften usw.

Auf den Einbau von Aufzügen wurde im Geschoßwohnungsbau aus wirtschaftlichen Gründen bewusst verzichtet, alle EG-Wohnungen und die unteren Ebenen der Einfamilienhäuser sind komplett barrierefrei.

 

Freiflächenkonzept

Basis für das Konzept ist zum einen die Integration des Baumbestands, zum anderen ein Gefüge von Straßen- und Platzabfolgen das von allen Verkehrsteilnehmern gleichermaßen genutzt werden kann.

Durch das Gebiet verläuft ein polymorphes Wegesystem, das sich an den Kreuzungspunkten zu Plätzen öffnet. Der Raum soll als ‚Shared Space‘ genutzt werden, in den auch der größte Teil der Parkplatzflächen mit offenen Beläge integriert ist. Die bewusste Situierung von Großbäumen schließt das Lichtraumprofil der Plätze, aber verschattet nicht die PV-Anlagen.

Durchzogen wird das Erschließungsnetz mit abgedeckten, offenen Rinnen, die das Regenwasser von Gebäuden und Freiflächen sammeln und dem Vorfluter zuführen. Ein System aus Schwammdächern, Regenwassersenken in den öffentlichen Grünflächen und Speichersubstraten in den Innenhöfen reduziert den Ablauf in den städtischen Kanal und in den Vorfluter. Außerdem trägt es zur Verbesserung des Mikroklimas durch Verdunstungskälte bei. Wo es die Verkehrsbelastung zulässt, werden offene Beläge gewählt.

Es sollen Teile des Aushubs aus den Neubauten verwendet werden, um die Freiflächen ebenerdig vom Erdgeschoß aus zu erschließen. Ziel ist ein nachhaltiges Erdmassenmanagement. Sämtliche Gebäude sind hierbei barrierefrei erschlossen. Es gibt einen fließenden Übergang von den Wohn- und Versorgungsgebäuden in den Freiraum durch vorgelagerte nutzbare Außenbereiche wie Terrassen, Sitzplätze und Vorzonen.

Die Grünräume sind in öffentliche, halböffentliche und private Bereiche gegliedert. Teilweise sind Möglichkeiten für Urban Gardening in die öffentlichen Freiflächen integriert. In den Höfen und öffentlichen Grünflächen befinden sich grüne „Spielzimmer“. Sie bieten mit Sandspiel-, Kletter- und Rutscheinrichtungen Spielmöglichkeiten für verschiedene Altersklassen. Auf den Plätzen und an den Spielplätzen laden Sitzmöglichkeiten die Bewohner zu Aufenthalt und Kommunikation ein.

Das Zentrum bildet der große Platz in der Dorfmitte, der Raum für das große Festzelt der Kirchweih sowie Treffen und Feierlichkeiten aller Art bietet. Auf ihm ist ein Wasserspiel angeordnet, dessen Fontänen synästhetische Bereicherung sind. Die Anordnung der Wasserdüsen ist ebenerdig, so daß diese bei Festivitäten abgeschaltet und abgedeckt werden können. Jeweils am Beginn der Parkplatzbereiche sind die Funktionen, Müll und teilweise Fahrräder in Remisen untergebracht und ebenerdig erschlossen.

Die Neubaumaßnahmen erfordern die Rodung von einigen Bäumen, die unter die Baumschutzverordnung der Stadt Nürnberg fallen. Die Ersatzpflanzungen erfolgen im Wettbewerbsgebiet. Die Wohnqualität soll nicht alleine durch Grundriss und Ausstattung der Wohnungen bestimmt werden. Der Bezug zwischen Innen und Außen, die Nutzbarkeit von Balkonen, Terrassen und Gärten sowie die Gestaltung von Plätzen und Wegen soll maßgeblich zur Attraktivität der neuen Mitte und zur Identifikation der Einwohner beitragen. Die Entwicklung von Treffpunkten mit Sitzplätzen in den Vorzonen der Gebäude, sowie der Gemeinschaftsflächen sollen das Zusammengehörigkeitsgefühl und die soziale Vernetzung der Bewohner stärken.

 

ENERGETISCHES KONZEPT

NAHWÄRME- UND KÄLTENETZ ÜBER EISSPEICHER

Die vorhandene PV-Aperturfläche in unserer Planung (alle Satteldächer werden zu 80% mit PV belegt und das Flachdach auf dem Nahversorger zusätzlich, sonst sind alle Flachdächer Gründächer) beträgt ca.6.250m².

Um bei der Wärmeerzeugung aufwändige Sondenbohrungen zu vermeiden, sowie die Energieeffizienz zu steigern, schlagen wir den Einsatz eines Eisspeichers vor.

Ausgehend vom berechneten Endenergiebedarf der Heizung für die gesamte Maßnahme von 81.093 kWh/a ergibt sich ein Eisspeicher mit ca. 200.000 Ltr. Fassungsvermögen. Dies entspricht z.B. einem Zylinder mit 6m Durchmesser und ca. 8m Höhe. Das Funktionsprinzip - Ausnutzung des latenten Kristallisationswärmeüberganges - des Eisspeichers setzen wir als bekannt voraus. Diese Eisspeichergröße in Verbindung mit zwei Sole-Wasser-Wärmepumpen kann die Heizungsendenergie für alle Gebäude bereitstellen. Es wird eine Luftabsorberfläche von 120m² benötigt und 150 kWh Batteriespeicherkapazität.

Die Verteilung läuft über Übergabestationen in den einzelnen Gebäuden. Dort wird dann die Wärmeübergabe mit niedrigen Vorlauftemperaturen über Fußbodenheizungen im EG und OG und über zusätzlich Wandflächenheizung in den Dachschrägen, die im Sommer zur Kühlung genutzt wird, erfolgen. Die Warmwasserbereitstellung wird über dezentrale elektrische Durchlauferhitzer organisiert, die größtenteils über die PV-Anlage gespeist werden könnten. Die Vorteile dieses Konzepts liegen in der relativ einfachen, wartungsarmen und erprobten Technik sowie in einer sehr hohen Energieeffizienz. Die dauerhaften Arbeitszahlen der Wärmepumpen liegen bei ca.5.0, dadurch reduziert sich der PV-Flächenbedarf. Es bleibt mehr erneuerbarer Strom für andere Anwendungen übrig. Ferner können im Sommer die Dachgeschosse mit sehr geringem Energieaufwand passiv gekühlt werden. Bei diesem Konzept können große Grünflächen auf fast allen Flachdächern erhalten bleiben bzw. als zukünftige PV – Ausbauflächen zur Verfügung stehen, der Anteil der erneuerbaren Energien wird maximiert.

Die Photovoltaik auf den Dächern wird mit SolteQ Dachplatten überlappend hergestellt, es ist keine zusätzliche Dachdeckung erforderlich.

GEBÄUDETECHNIK – LÜFTUNG – SOMMERLICHER WÄRMESCHUTZ

Die Wohnraumbe- und Entlüftung erfolgt dezentral mit Außenwandlüftern mit Wärmerückgewinnung, integrierte Feuchte-überwachung und hohem Schallschutz gemäß DIN 4109-1, z.B. von VENTOMAXX. Auf der Außenfassade erfolgt die Luftansau-gung in der Fensterlaibung. Der sommerliche Wärmeschutz wird über außenliegende Fensterläden hergestellt und in den Dachgeschossen durch Flächenkühlung in den Dachschrägen, die im Sommer über den Eisspeicher erfolgt.

 

ÖKOLOGIE UND NACHHALTIGKEIT

Alle Gebäude werden in Holz-Hybridbauweise errichtet (einschalige Ziegelwände verputzt, Brettstapelholzdecken, Holzdach-stuhl). In Anlehnung an die frühere Herstellung von Ziegeln auf dem Gelände wurde diese Bauweise gewählt.

Es werden nur recyclingfähige Materialien verwendet. Die Gebäude sind bis auf Eines nicht unterkellert und unter der StB-Bodenplatte mit 40cm Glasschaumschotter gedämmt. Die diffusionoffenen Außenwände mit dem gedämmten Ziegel von Kellerer ZMK X6,5 mit Füllung (100% Recycling Material und wieder recyclingfähig) erreichen bei einer Mauerstärke von 42,5cm mit 25mm Dämmputz (ohne Schaum) einen U-Wert von 0,14 W/(m²K). Die 14cm dicken Geschossdecken sind als Brettstapelholzdecken mit trockenem Aufbau geplant. Der Schallschutz zu den anderen Geschossen erfolgt durch eine zusätz-liche Sandschüttung in Kartonwaben. Alle weiteren Materialien sind aus Holz oder Holzfaserstoffen nachhaltig und recycelbar.

Alle Materialen können wieder komplett getrennt rückgebaut werden.

 
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